34 MANAGEMENT Sekundärinformationen Primärinformation legt den Deutungsrahmen (Frame) fest Rohstoffsicherung Daseinsvorsorge Arbeitsplätze Umweltschutz Sekundärinformationen Primärinformation legt den Deutungsrahmen (Frame) fest Umweltzerstörung Artensterben Grundwasserverschmutzung PRIMÄRINFORMATIONEN des Vorhabenträgers und Primärinformationen von Vorhabengegnern. Die zuerst gesetzte Information determiniert wie ein „Zellkern“ den Deutungsrahmen langfristig. Grafik: Autor zu verändern, wie das nachfolgende Beispiel verdeutlicht: In einen Tagebau war ungeplant Wasser eingedrungen. Dieser Wassereintritt wurde von Umweltschützern entdeckt und die Information dazu an die regionalen Medien weitergeleitet. Diese titelten „Wasserfall im Tagebau“. Damit war die Primärinformation zu diesem Sachverhalt durch einen Dritten und nicht durch den Vorhabenträger in die Öffentlichkeit gelangt. Ein Deutungsrahmen (Wasserfall) wurde aufgespannt, der dem Sensationsinteresse der Medien, aber nicht der INTERVIEW Ehrlicher Einsatz und das „Dafür“ fest im Blick DR. MICHAEL KOSSAKOWSKI: „Vorhabenträger haben es heute tatsächlich schwer, nicht auf Widerstände zu treffen.“ Foto: gsz GP: Herr Dr. Kossakowski, erinnern Sie sich an eine Zeit, in der Fakten mehr galten als heute – in der sie mehr Anerkennung fanden, auch ohne bewusst gesetzten Deutungsrahmen? Dr. Michael Kossakowski: Tatsächlich war das zu Beginn der 1990er-Jahre so. Unter dem Aufgabendruck kurz nach der Wiedervereinigung war es in den zuständigen Behörden normal, dass vorzugsweise Fakten geprüft und bewertet wurden, ohne dass stimmungsgetriebene Widerstände eine allzu große Rolle spielten. Einen abrupten Wendepunkt gab es dann im Zusammenhang mit dem Projekt Stuttgart 21. Wenn ein durch alle Instanzen geklagtes und schließlich doch positiv entschiedenes Vorhaben weiter bekämpft, das Verfahren nochmals aufgemacht und immer wieder neu diskutiert wird, als hätte es eine höchstrichterliche Entscheidung nie gegeben, setzt das ein fatales Macht-Signal zugunsten des emotional getriebenen Widerstandes. Bei Beschreibungen von Zuständen und zu treffenden Maßnahmen nutzen Techniker und Naturwissenschaftler eine Sprache, die ihrer Überzeugung entspricht, die Dinge im Griff zu haben. Dabei schwingt durchaus auch Stolz auf ihr Können mit. Halten Sie diese Sorglosigkeit in der heutigen Zeit für fahrlässig? Zuerst einmal ist es gut, einen kühlen Kopf zu behalten und Maßnahmen sachlich-fachlich richtig zu beschreiben. Das hilft, den rationalen Kern herauszuarbeiten. Das Problem ist aber, dass keiner der fachlich richtigen Aspekte in einer aufgeheizten Stimmung etwas taugt. Dass mittlerweile selbst in Behörden fachfremde Entscheider sitzen, die ebenfalls mit diesen Fachinformationen noch nicht so recht arbeiten können und deshalb zwangsweise viel stärker schon präventiv auf mögliche Widerstände abstellen, macht die Sache nicht leichter. Also rate ich Vorhabenträgern dazu, ihre fachlichen Informationen in einer verständlichen Sprache und möglichst attraktiv zu verpacken. Denn wichtig ist ja letztendlich, dass die Aussage als Primärinformation ausgegeben und auch komplett verstanden wird. Man kann, wie im Artikel anhand der geoelektrischen Messungen dargestellt, ein und denselben Aspekt mit unterschiedlichen Worten beschreiben und damit auch ganz unterschiedliche Assoziationen auslösen. Gibt es Grenzen, die ein verantwortungsvoll agierendes Unternehmen beim Setzen von Frames nicht überschreiten sollte? Anders gefragt: wo schwenkt Verantwortung in Manipulation um? Nun, die Feldarbeit für Vorhabenträger ist ja sehr lehrreich. So haben wir innerhalb unseres ist-Kollegennetzwerkes immer wieder erfahren, dass Vorhabengegner neben berechtigten Einwänden ab und an auch gezielt Lügen verbreiten – und damit durchkommen. Niemals aber sollte ein Vorhabenträger sich dazu hinreißen lassen, auch nur die kleinste Unwahrheit in Umlauf zu bringen. Immer bei der Wahrheit zu bleiben, ist nicht bequem und fordert beim Framing die Kreativität bisweilen auf das Äußerste he- GESTEINS PERSPEKTIVEN 3/2019
MANAGEMENT 35 sachlichen Information der Öffentlichkeit diente. Mit dem Begriff „Wasserfall“ verbindet man möglicherweise Bilder wie das auf Seite 36 links oben. Tatsächlich aber war der Wassereintritt marginal und hätte vom Vorhabenträger eher mit dem Begriff „Rinnsal“ beschrieben werden können, um das Ereignis angemessen darzustellen. Dennoch: Der Wasserfall war in den Köpfen der über die Medien Informierten als Rahmen gesetzt, das Bild vom Rinnsal auf Seite 36 hatte keine Chance, sich gegen den Wasserfall zu behaupten. In einem anderen Fall beschrieben Geologen im Auftrag eines Vorhabenträgers die Vorbereitung für eine geoelektrische Messung mit folgenden Worten: „Zur Messung werden Stahlspieße in den Boden gerammt, durch die Strom fließt.“ Beim Leser wird dadurch möglicherweise ein bildlicher Deutungsrahmen entstehen, der in etwa einem Großbagger mit Rammbär für Spundbohlen entspricht. Da die Maßnahme aber keineswegs den Einsatz schwerer Rammtechnik verlangte, wurde auf Empfehlung des Autors eine vorhabengerechte For- mulierung gewählt, die dem tatsächlichen Umfang der Maßnahme entsprach: „Zur Messung werden kleine Metallstäbe von Hand in den Boden gebracht. Durch diese Metallstäbe werden schwache Spannungen, etwa vergleichbar mit denen eines Weidezauns, geleitet.“ Da verbale Deutungsrahmen das Verhalten, das Handeln und die bildliche Vorstellung von Sachverhalten beeinflussen, sollten Beschreibung, Bild und tatsächliche Maßnahme stets durch größtmögliche Deckungsgleichheit auffallen. raus. Auf der anderen Seite ist aber genau das auch ein entscheidendes Zeichen für bewusst verantwortungsvolles Handeln jenseits eines etwaigen Manipulationsverdachts. Wenn wir von „Betroffenen“ im Kontext mit Vorhaben sprechen, stilisieren wir die irgendwie davon tangierten Personen nicht leichtfertig zu Opfern – obwohl sie doch in sehr vielen Fällen eigentlich auch (mittelbar = Aussichten auf künftiges Schutzgebiet vor der Haustür; unmit telbar = neuer Arbeitsplatz in Wohnnähe, Baustoffe zum günstigen Preis aus der Nachbarschaft o. Ä.) Nutznießer sein können, respektive sind? Da ist etwas dran. Die gesamte Terminologie hat sich hier sehr in Richtung „Betroffenheit“ verschoben. Selbst die UVP-Betrachtung geht immer von etwas Negativem aus, vor dem es zu schützen gilt. Das ist schon aus gesetzlicher Perspektive eigentlich ziemlich schräg. Niemand plant doch ein ohnehin vollumfänglich kontrolliertes Vorhaben aus einem negativen Impuls heraus. Und neben der Versorgung von Bedarfsträgern mit Rohstoffen sind Zusatzeffekte wie prosperierende Biodiversität in den Gewinnungsstätten, attraktive Nachnutzungsplanungen und vielleicht auch das soziale Engagement des Unternehmens für umliegende Gemeinden eigentlich ein Gewinn, der nicht nur positiv betont werden kann – sondern auch von den Nutznießern gewürdigt werden sollte. Es gibt, nebenbei bemerkt, tatsächlich auch Kommunen, die in einem nahezu perfekten Einvernehmen mit „ihren“ Rohstoffbetrieben leben. Hier wissen beide Seiten was sie aneinander haben, und wollen an diesem Gleichgewicht nicht rütteln. Für die Branche gilt: Wir müssen uns wieder Vorteile erarbeiten, indem wir unseren Deutungsrahmen setzen. Das heißt auch, der Einsatz FÜR ein Projekt steht im Mittelpunkt – und dafür gibt es jede Menge gute Argumente. Was keine Punkte bringt, ist sich an dem DAGE- GEN der Ablehnenden abzuarbeiten. Das bedeutet: Bleiben Sie im eigenen Deutungsrahmen und steigen Sie nicht in den Ring des Gegners ein. Ist es schick geworden, „Betroffener“ zu sein? Gewissermaßen ja. Ungünstig ist nur, dass es viel Aufwand erfordert, die wirklich unterstützenswerten Einwände von den durch Profilierungssucht getriebenen zu unterscheiden. Schade ist auch, wenn es dann statt sieben Betroffenen, die sich anfangs laut bemerkbar machten, am Ende Hunderte gibt. Hier kann ich das Beispiel einer geplanten Ortsumfahrung anführen, die wegen des Widerstandes der sieben platzte. Heute, Jahre später, stöhnen Hunderte Betroffene über die nicht abreißenden Automassen speziell im Wochenendverkehr mitten im Ort. Ich weiß nicht, ob die sieben Anfangs-Betroffenen überhaupt noch dort wohnen. Falls doch, dürften sie ein Nachbarschaftsproblem haben. Kurz gesagt: zwischen Betroffenheit und Betroffenheit können eklatante Unterschiede bestehen. Sie beraten mittlerweile auch Unternehmen der Gesteinsindustrie in kleineren und größeren Problemfällen. Wie würden Sie diese Unternehmen und die handelnden Personen im Vergleich zu denen anderer Branchen charakterisieren …? Die Gesteinsbranche ist nach meinen Erfahrungen von grundehrlichen, in ihrer Sache überzeugten, bodenständigen und engagierten Menschen geprägt. Keiner von ihnen kann sich vorstellen, warum sein bestens vorbereitetes Projekt teilweise recht bösartig angegriffen wird. Es war doch alles penibel ausgearbeitet, eine sehr attraktive Nachnutzung ist geplant und außerdem, so der grundsätzliche Tenor, könne man doch noch über verschiedene weitere Dinge reden. Viele verstehen angesichts der üblichen Anfeindungen die Welt nicht mehr. Sie wollen doch einfach nur ihre Arbeit machen. Wenn ich diese Unternehmen dabei erfolgreich unterstützen kann, ist das eine besonders dankbare Aufgabe. (Interview: Gabriela Schulz) 3/2019 GESTEINS PERSPEKTIVEN
DOSIEREN & FÖRDERN 85 ORIGINAL SEI
DOSIEREN & FÖRDERN 87 FUTURISTISCH
DOSIEREN & FÖRDERN 89 ZUSTANDSÜBE
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TREFFPUNKT 93 lichkeitsarbeit im Fo
TREFFPUNKT 95 am „Smart-Quarry“
TREFFPUNKT 97 Flockungshilfsmittel
TREFFPUNKT 99 PERFEKTER AUSTAUSCH:
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TREFFPUNKT 103 bauweise regional ve
TREFFPUNKT 105 GRUPPE MIT KOMMISSAR
TREFFPUNKT 107 Der Startschuss zur
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