68 BAGGER & RADLADER GIGANT: Der neue mächtige Cat 6030FS arbeitet sich seit Kurzem souverän durch den Kreidekalk bei Beckum. Foto: Cat/Zeppelin Seltenheit im XXL-Format Mit einem Cat-Bagger 6030FS verfügt die Holcim-Gruppe in ihrem Steinbruch am Standort Beckum seit April über eine der schwersten Gewinnungsmaschinen ihrer Art in Deutschland. Das Modell wurde im Caterpillar-Werk in Dortmund gebaut. Grundsätzlich eher für Minen entwickelt, leistet der Bagger nun aber auch in Deutschland genau die Gewinnungsarbeit, die im Steinbruch des Zementwerks von ihm erwartet wird. Der gut 15 m lange und 7,5 m hohe Koloss bringt es auf 294 t Einsatzgewicht. In seine 9,5-m 3 -Schaufel passen bis zu 20 t Material. Eine Leistung von 1140 kW rundet die Superlative ab. Was der Bagger für Ausmaße hat, zeigt sich noch deutlicher bei Anlieferung und Montage: Zwölf Sondertransporter waren erforderlich und der Aufbau nahm dreieinhalb Wochen in Anspruch. Um alle Bauteile im Lot ausrichten zu können, wurde der Montageplatz vorab extra befestigt. Zwei Kräne mit je 100 t Hublast waren nötig, um die tonnenschweren Komponenten abladen und aufbauen zu können. Hand in Hand arbeiteten Monteure von Caterpillar, Zeppelin sowie Holcim zusammen, bis der Riesen-Bagger fertig montiert und einsatzbereit war. Für Haupt- und Nebenarbeiten gewappnet Mit dem neuen Schwergewicht werden inzwischen Kalkstein und Kalkmergelgesteine in Beckum gewonnen. Gefordert werden von ihm mindestens 470 t Rohmaterial pro Stunde. Darüber hinaus muss noch ausreichend Reserve für anstehende Nebenarbeiten wie etwa das Zerkleinern von zu großen Gesteinsbrocken vorhanden sein. Generell kennt sich der Betreiber schon mit Großkalibern aus, denn das neue Modell ersetzt einen Großhydraulikbagger mit einem Dienstgewicht von etwa 240 t. Weil dieser in 25 Jahren gut 25.000 Bh abgeleistet hatte, eruierten die Verantwortlichen bei Holcim seit 2015 intensiv, mit welcher Nachfolgetechnik in Zukunft die Gewinnungsarbeit geleistet werden soll. Hinzugezogen wurde Stefan Oppermann von der Zeppelin-Einsatz- und Projektberatung. Schon vor 20 Jahren ging der Spezialist der Frage nach, wie die auftretenden Mergelschichten wirtschaftlich zu gewinnen sind. „Wir haben im Lauf der Zeit verschiedene Möglichkeiten eruiert und untersucht. Außerdem wurden verschiedene Tests und seismische Untersuchungen durchgeführt, um die Beschaffenheit des Gebirges zu ermitteln und mit welcher Technik die geforderte Tonnage erreicht werden kann“, so Oppermann. Ursprünglich war man mal von zwei Ladegeräten ausgegangen. „So stand auch mal die Idee im Raum, einen kleinen und großen Bagger parallel einzusetzen. GESTEINS PERSPEKTIVEN 5/2019
BAGGER & RADLADER 69 MOTORSTART und Schlüsselübergabe des Baggers mit Beckums Bürgermeister Dr. Karl-Uwe Strothmann im Kreis von Projektakteuren bei Holcim, Zeppelin und Caterpillar. MAULHELD: In die 9,5-m³-Schaufel aus verschleißarmem Hardox-Stahl mit fünf Zähnen des Cat-Zahnsystems C95 passen bis zu 20 t Material. Fotos: Zeppelin-Cat 2007 wurde ein RH 120 ins Spiel gebracht, was dazu führte, die Einsatzbedingungen von Grund auf zu analysieren. Die Beurteilung der Einsatzsituation damals behielt ihre Gültigkeit, als 2015 der Weg in Richtung des 6030FS konkreter wurde und definitiv abzusehen war, dass der alte Bagger nicht mehr lange einsatzfähig sein würde, Sprengungen reduziert werden mussten und wieder eine fundierte Einsatzanalyse erforderlich wurde“, berichtet der Experte. Das führte zum Ergebnis, einen Hochlöffelbagger mit Klappschaufel vorzuschlagen, der entsprechende Grabkräfte aufbringt, um das Material zu lösen, zu zerkleinern und mit dem die Baumaschine in allen Kalkund Kalkmergelschichten stabil die geforderte Förderleistung zur Versorgung des Zementwerks sicherstellen kann. Oppermann erarbeitete das Konzept, das mit als Grundlage für die Investitionsentscheidung diente. Mit seinen Kollegen aus dem Vertrieb wurden der Einkauf sowie die Gewinnungsexperten und das Management von Holcim in Bezug auf die Maschinenkonfiguration beraten – ein Prozess, der sich in Teamarbeit über einen längeren Zeitraum hinzog. Auch beim Service abgesichert Schließlich mussten Leistungsdaten gegenübergestellt und die passende Ausstattung ermittelt werden. Dabei spielten Faktoren eine Rolle, wie etwa die notwendige Abbauhöhe und die Mächtigkeit einzelner Mergelschichten, aber auch Servicekosten und das Servicekonzept in Form eines auf 15.000 Bh ausgelegten Full-Service-Vertrags. „Da gerade eine solche Maschine selten in Deutschland eingesetzt wird und entsprechende Erfahrungen nicht gegeben sind, war uns ein überzeugendes Konzept sehr wichtig“, äußert Kevin Haß, Einkaufsmanager Mining, Logistics und Trucks bei Holcim Deutschland. „Auch auf einen effizienten Kraftstoffverbrauch haben wir bei diesen Dimensionen großen Wert gelegt. Schon jetzt lässt sich feststellen, dass wir in Bezug auf den Kraftstoffverbrauch eine der effizientesten Maschinen in dieser Größe angeschafft haben“, so Michael Dommin, Leiter Gewinnungsbetriebe bei Holcim West Zement. Entscheidend für die Grabkräfte zur Direktgewinnung wirkt sich ein wesentliches Merkmal des Baggers aus: die TriPower-Kinematik. Die Anlenkung von Hub- und Schaufelzylinder über eine Dreieckskonstruktion sorgt für erhöhte Vorschub- und Grabkräfte an der Schaufel und höhere Auslegermomente als bei einer herkömmlichen Baggerkinematik ohne höheren Energieeinsatz. Außerdem sichert die automatische winkelkonstante Schaufelparallelführung einen hohen Füllungsgrad und verhindert ein Überkippen des Materials. Eine weitere Vorgabe des Betriebs: Die Ladespiele sollten zügig über die Bühne gehen – kurze Taktzeiten waren ebenso Bedingung. Schließlich mussten auch die auftretenden Emissionswerte überzeugen, was durch den Einbau eines Geräuschunterdrückungssystems erreicht wurde. Auch sonst wurden einige Modifikationen in der Ausrüstung vorgenommen, um den Bagger optimal an die Einsatzbedingungen anzupassen. Bei den Ketten sollte eine größere Aufstandsfläche als bisher erreicht werden, um die Flächenpressung des Geräts auf den Untergrund zu reduzieren. Überzeugt hat schließlich auch das Konzept mit zwei Cat-Acert- Diesel-Motoren C27. Fällt einer aus, kann der Bagger aus dem potenziellen Gefahrenbereich bewegt werden – ein Motor erreicht bis zu 65 % der vollen Leistung. Weil Arbeitsschutz im Rohstoffbetrieb einen immensen Stellenwert hat, wurden auf besonderen Kundenwunsch diverse Extras umgesetzt, wie etwa ein Wartungssteg für die Reinigung der Fensterscheiben. Maschinist Uwe Reimann steigt über Trittstufen, die im 45-Grad- Winkel angelegt sind, zur Kabine auf. Noppen am Blech des Oberwagens gewähren bei Wartungsarbeiten einen sicheren Stand. Der Steuerblock wurde auf den Baggerarm gelegt, was die Zugänglichkeit sehr erleichtert. Das Fahrerhaus ist laut Reimann „größer als manches Büro“ und die Einstellmöglichkeiten seines Sitzes kommentiert er so: „Der Sitz ist luftgefedert, beheizbar und ein echter Traum.“ www.zeppelin-cat.de 5/2019 GESTEINS PERSPEKTIVEN
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