46 NASSGEWINNUNG & AUFBEREITUNG AUTARK: Der Rohr-Idreco K125R stellt ein modernes Konzept einer kombinierten Gewinnung, Teilaufbereitung und Verladung dar. Die Konzeption des Eimerkettenbaggers steht für eine flexible und selbstständig arbeitende Gewinnungseinheit. Bewährte Alternative Nicht alle Vorkommen zur Nassgewinnung von Kiesen und Sanden eignen sich für den Einsatz von Schwimmbaggern. So entstanden schon in der Vergangenheit technische Alternativen, von denen manche zwischenzeitlich jedoch aus dem Blickfeld geraten sind, heute aber wieder aufleben. Im Kiessandtagebau Otterwisch südöstlich von Leipzig betreibt die Betonwerk Bad Lausick GmbH & Co. KG (BBL) beispielsweise seit letztem Jahr einen brandneuen landgestützten Eimerkettenbagger, der ein bemerkenswertes Potenzial besitzt. Jahrzehntelange Nassgewinnung im Kieswerk Otterwisch hat bis heute bereits einen ansehnlichen Baggersee entstehen lassen. Die Mächtigkeit des Vorkommens ließ denn auch über lange Zeit den Einsatz eines konventionellen Schwimmbaggers zu. Allerdings hatten es die Sachsen vor Ort schon lange mit gewissen Tücken der Lagerstätte zu tun, erinnert sich der erfahrene Werkleiter Frank Funk. Die gesamten Ablagerungen stammen aus Perioden vergangener Eiszeiten und bestehen im Grundaufbau aus Lagen von hochwertigen Sanden und Kiesen. Als Beimengungen treten aber relevante Mengen von Geröllen auf der einen Seite und lehmige Beimengungen auf der anderen Seite des Spektrums auf. Die ursprünglich eingesetzte Schwimmbaggertechnik kam hier bei den Geröllen und dem Lehm an ihre Grenzen. Dazu fiel die Böschung der jeweiligen Abbaubereiche zunehmend nicht gut genug ein, um einen effizienten Baggerbetrieb aufrechterhalten zu können. Als dann mit zunehmendem Gewinnungsfortschritt im nördlichen Bereich der Lagerstätte auch noch die nutzbare Mächtigkeit abnahm, schien der Schwimmbaggereinsatz nach Ansicht der betreibenden BBL endgültig technologisch am Ende zu sein. So wurde entschieden, die Art der Gewinnungstechnik grundlegend zu überdenken. Die gegenwärtige Mächtigkeit des nutzbaren Rohstoffs liegt bei bis zu 14 m unter dem Wasserspiegel. Das ließ in der Gesamtbetrachtung der Gegebenheiten den Blick auf eine ganz traditionelle Abbaumethode lenken: einer Förderung mittels Eimerkettenbagger. Die Mannheimer Spezialisten der Rohr-Idreco Bagger GmbH boten als einzig angefragter Hersteller eine Lösung an, die optimal auf die spezielle Problematik ausgelegt werden konnte. Beide Unternehmen kannten sich bereits gut. Seit mehr als 25 Jahren verfügte BBL schon über eine Gewinnungsanlage aus der Fertigung von Rohr. Entsprechend waren für die Mannheimer die Einsatzbedingungen in Otterwisch nicht neu. Auf die Verhältnisse abgestimmt Im Zuge der Beratung durch den technischen Leiter von Rohr-Idreco, Kay Völkner, fiel die Wahl auf einen Typ K125R. Hinter der Bezeichnung verbirgt sich ein landgestützter Eimerkettenbagger, bei dem das Fassungsvolumen der einzelnen Kübel bzw. Eimer 125 l beträgt. Die mobile Gesamtkonstruktion bewegt sich GESTEINS PERSPEKTIVEN 5/2019
NASSGEWINNUNG & AUFBEREITUNG 47 KONTERGEWICHTE auf der obersten Ebene halten die gesamte Maschine sowie den schwenkbaren Bandausleger in der Waage. Gut gesicherte Treppen und Stege ermöglichen stets eine sichere Kontrolle wichtiger Anlagenteile auch während des Betriebs. auf einem Raupenfahrwerk. Das Prinzip der kontinuierlichen Baggerung per Eimerkette wurde als Land- und Schwimmversion für die Gewinnung von Sand und Kies im Nasstagebau entwickelt. Die Baggertiefe reicht bei den Landeimerkettenbaggern bis zu 14 m. Mit einer Förderrate von 20 bis 25 Eimern pro Minute erreicht der K125R eine Kapazität von maximal 300 t/h. Das ist mehr als ausreichend für die potenzielle Weiterverarbeitung am Standort Otterwisch, die laut Frank Funk mit rund 150 bis 180 t/h beziffert. Die gelieferte Anlage ist nicht nur eine autarke Gewinnungsmaschine, deren Leistungsfähigkeit auf das Kieswerk abgestimmt werden kann, sondern auch Plattform für die Aufbereitung, die man durch Auswahl der Komponenten optimal an die Lagerstätte anpassen kann. In Otterwisch sind eine Zweidecksiebmaschine und ein großer Stangenrost installiert. Die Anordnung ermöglicht neben einer Separierung der Gerölle auch die Überkornabsiebung mit nachfolgender Entwässerung. Über ein schwenkbares Förderband wird der so aufgearbeitete nutzbare Rohkies direkt auf das Transportband ins Werk geleitet oder auf Halden hinter dem Bagger gefördet. Antriebsoptionen möglich Als Gesamteinheit kommt der Eimerkettenbagger auf ein Gewicht von etwa 130 t. Über seine extra breiten Ketten des Fahrwerks erzeugt er in der Ausführung für Otterwisch dennoch nur einen Bodendruck von circa 1,4 kg/cm 2 . In Kombination mit einer sorgfältig austarierten Konstruktion, bei der alle Komponenten präzise miteinander harmonieren, lässt sich die mobile Gewinnungs- und Aufbereitungsanlage – ein ebenes Planum vorausgesetzt – in nicht mehr als 1,5 m Abstand vom Ufer manövrieren. Kay Völkner erklärt: „Alle Bauteile sind vorher genau auf die Einsatzbedingungen hin geplant und positioniert worden.“ Im Ergebnis liegt der Schwerpunkt des K125R recht genau in der Mitte des Fahrwerks. Auf 20 cm genau konnte das in der Ausführung der Konstruktion realisiert werden, so Völkner, wobei zusätzlich zu berücksichtigen war, dass sich der Schwerpunkt während des Betriebes – also bei leerer oder mit befüllten Eimern laufender Kette – ebenso ändert wie bei unterschiedlicher Absenkung des beweglichen Förderauslegers. Um stets eine souveräne Standfestigkeit sicherzustellen, wurden Kontergewichte von 64 t aus Beton oben im Gestell verbaut. Ein weiteres Betonkontergewicht von 4 t garantiert dafür, dass sich das schwenkbare Haldenband unabhängig SCHUTZVORRICHTUNG: Ein robustes Stangensieb ist vorgeschaltet, um grobe Findlingsbrocken zu separieren. MEHR ALS EIN BAGGER: Auf der unteren Plattform sorgt ein Zweidecksieb für eine erste Klassierung sowie eine wirksame Entwässerung des Rohstoffes. 5/2019 GESTEINS PERSPEKTIVEN
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