18 Schwerpunkt: Kontimessung Italien ringt mit dem Virus. Marini ruht seit Ende März für eine begrenzte Zeit, aber hat große Pläne für die Zeit danach. Unser neues Flagship, der Master Tower, eine wirklich neue und innovative Asphaltanlagen-Technologie, ist heiß und sehr gefragt. Während unsere Produktion derzeit pausieren muss, arbeiten die Teams um Verkauf, Marketing und Service aktiv von Homeoffices in aller Welt. Kontaktieren Sie uns wie gewohnt, wir stehen telefonisch, per Videocall, Skype etc. jederzeit als Partner zur Verfügung. Uwe Georgi, Director Sales Central Europe FAYAT MIXING PLANTS – MARINI, MARINI-ERMONT, SAE Abbildung 2: Behördenprotokoll RH: Aktuell soll das Thema im AISV behandelt werden und steht auf der Tagesordnung der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz im Ausschuss „Anlagenbezogener Immissionsschutz/Störfallvorsorge“, jedoch leider ohne vorherige Beteiligung unserer Industrie. Zentrales Thema ist dabei das anzuwendende Parametrierungskonzept, welches die Erfassung und Auswertung der kontinuierlichen Messwerte vorgibt und somit letztendlich den Vergleich mit dem zulässigen Emissionsgrenzwert ermöglicht. Der derzeit vorliegende Entwurf dieses Parametrierungskonzeptes weicht von den Maßgaben der bundeseinheitlichen Praxis ab und das findet keinesfalls unsere Zustimmung. Auf unser Argument der Betriebsstundenerhöhung, ab deren Überschreitung eine kontinuierliche Messung für AMA sinnvoll ist, wurde leider bisher nicht eingegangen. Quelle: Marini AS: Herr Hertrampf, lassen Sie mich diesen Punkt noch einmal anhand Abbildung 1 erläuternd darstellen. Damit eine kontinuierliche Messeinrichtung, egal an welcher Anlage, belastbare und vergleichbare Überwachungswerte liefert, gibt es definierte bundeseinheitliche Vorgaben. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit hat ein Papier zur bundeseinheitlichen Praxis der Überwachung von Emissionen herausgegeben, welche Richtlinien über Eignungsprüfung, kontinuierliche Erfassung von Bezugs- und Betriebsgrößen sowie die fortlaufenden Überwachungen der Emissionen besonderer Stoffe, Einbau, Kalibrierung, Wartung, Auswertung von Mess- und Auswerteeinrichtungen definiert. Zu den wesentlichen Punkten gehören dabei die Bildung von Halbstunden- und Tagesmittelwerten aus den eigentlichen Messwerten. Diese werden unter Berücksichtigung von beispielsweise Temperatur, Feuchte und Sauerstoffgehalt sowie der Standardabweichung bestimmt. Aus den Messwerten soll gemäß TA Luft für jede aufeinanderfolgende halbe Stunde der Halbstundenmittelwert (HMW) gebildet werden. Aus diesen soll für jeden Kalendertag der Tagesmittelwert (TMW), bezogen auf die tägliche Betriebszeit, gebildet werden. Um nun diesem allgemeinen Ablauf zu entsprechen, muss ein entsprechendes Parametrierkonzept erstellt werden, in dem genau definiert ist, welcher Betriebszustand der Anlage abgebildet ist, wann Messwerte in die Bildung von Mittelwerten eingehen, wann ein validierter Messwert als Vergleichswert für die Grenzwerteinhaltung dient. Herr Hertrampf, wie sehen denn nun die nach diesem Prinzip ermittelten Messwerte aus und welche Erkenntnisse konnten Sie ableiten? RH: Ich möchte Ihnen den Sachverhalt zur Bildung von Messwerten mal anhand eines Behördenprotokolls aus unserem Auswerterechner erläutern. Wir haben hier in der Darstellung das Jahresprotokoll 2019 (Abb. 2) im Parametrierstand „C-Gesamt mit Brenner“, in dem die meisten Halbstundenmittelwerte gebildet werden. In diesem Auswertezeitraum war die Betriebszeit 561 h für den Parametrierstand. Dabei haben wir über den gesamten Zeitraum gemäß Bundeinheitlicher Praxis (BEP) nur 24 TMW bilden können. Da dies nur sehr wenige TMW sind, möchte ich Aufmerksamkeit auf die HMW lenken, die über die gesamte Betriebszeit von 561 h gebildet wurden. In den Klassen M01 bis M10, was bis 50 mg/Nm³ bedeutet, haben wir gut 90 % aller HMW und nur eine geringe Anzahl der HMW bis zur Rastergrenzwertschwelle (RGW) bei 100 mg/Nm³. Insgesamt sind im Auswertezeitraum 1076 HMW gebildet worden und nur 7 Stück davon haben im gesamten Produktionsjahr, in diesem Parametrierstand, die Rastergrenzwertschwelle überschritten. Um dies noch etwas deutlicher zu erläutern, haben wir tabellarisch die HMW aus 2018 und 2019 für die Parametrierstände „C-Gesamt mit Brenner“ und „C-Gesamt Mischbetrieb“ zusammengefasst. Dabei sind 2434 gültige 3|2020
Schwerpunkt: Kontimessung 19 Neue Erkenntnisse „Kontimessung“ Parametrierkonzept Dr.-Ing. Annett Schröter und Ralf Hertrampf 20. Deutsche Asphalttage 2020 in Berchtesgaden HMW gebildet worden. In den Klassen M01 bis M10, also bis 50 mg/Nm³, liegen 93 % aller HMW und 6 % befinden sich zwischen 50 bis 100 mg/Nm³. Nur 30 HMW in dem gesamten Auswertezeitraum aus 2018 und 2019 haben die Rastergrenzwertschwelle überschritten. Dies ist nur 1 % der insgesamt gebildeten Halbstundenmittelwerte. AS: Der derzeit vorliegende behördliche Expertenvorschlag für die Parametrierung von Auswerteeinrichtungen der Kontimessung an Asphaltmischanlagen vom 5. August 2019 sieht Randbedingungen vor (Abb. 3). Herr Hertrampf, was ist Ihre Meinung hierzu? RH: Die genannten Vorgaben sind zum Teil willkürlich und bilden den Betrieb der Asphaltmischanlage nicht korrekt ab. Das bisher verwendete Parametrierkonzept hat eindeutige Aussagen und Erkenntnisse geliefert. Daher die ganz klare Aussage: Wir brauchen kein von der Bundeseinheitlichen Praxis abweichendes Parametrierkonzept in Form einer speziellen Anwendung der BEP, sondern die Akzeptanz, dass eine diskontinuierliche Betriebsweise den typischen Produktionsablauf darstellt und dabei die C-Gesamt-Werte nahezu immer eingehalten werden. Der typische Produktionsablauf an einer Asphaltmischanlage ist produktionsbedingt durch ständige An- und Abfahrprozesse gekennzeichnet (s. Abb. 3). Wir haben versucht, den Zusammenhang zwischen den Emissionen und einem typischen Tagesproduktionsverlauf auf einer Übersicht grafisch darzustellen, um Zusammenhänge ableiten zu können. In den untereinander abgebildeten Diagrammen sind, zeitlich aufeinander abgestimmt, die Parameter eines Tagesprozesses aufgelistet. 1. Diagramm – Tagesverlauf der verschiedenen Parametrierstände „Anfahren (blau), C-Ges. mit Brenner (rot), C-Ges. Mischer solo (grün), Abfahren (schwarz)“ 2. Diagramm – RC-Zugaberate, Kurve des gemessenen Sauerstoffgehaltes, Bindemittelgehalt 3. Diagramm – Mischguttemperatur über den gesamten Tagesverlauf 4. Diagramm – Darstellung der verschiedenen Asphaltsorten über den gesamten Produktionstag mit in der Regel über 20 Sortenwechseln 5. Diagramm – Darstellung der gebildeten HMW und der Brennerkurve Abbildung 3: Emissionen einer typischen Mischung. 3|2020
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