24 Technik Vögele „Wir helfen guten Einbauteams, noch besser zu werden“ Prozessoptimierungslösungen haben ein enormes Potenzial für Straßenbau-Unternehmen – vorausgesetzt die Firmen haben den Willen, bisherige Abläufe rund um den Asphalteinbau zu überdenken und Verbesserungsmöglichkeiten aktiv anzugehen. Dr. Stephan Weller, Leiter Softwareprodukte bei der Joseph Vögele AG, erklärt, wie Unternehmen, unabhängig von der Größe und Anzahl ihrer Baustellen, von digitalen Lösungen wie WITOS Paving Plus profitieren. asphalt: Herr Dr. Weller, arbeiten Straßenbau-Unternehmen, die Prozessoptimierungslösungen nutzen, grundsätzlich besser als die, die konventionell planen und bauen? Weller: Nicht per se. Zwar sind die Vorteile von Prozessoptimierungslösungen wie WITOS Paving Plus immens: Eine Just-in-time-Belieferung auf der Baustelle ermöglicht einen kontinuierlichen Einbau ohne Fertigerstopps. Das erhöht zum einen die Einbauqualität. Zum anderen sind die Abläufe natürlich wesentlich schneller und kosteneffizienter: Beispielsweise lassen sich Lkw-Kapazitäten einsparen und Restmengen vermeiden. Außerdem können Bauunternehmen die Daten und Auswertungen zur Eigenüberwachung und gleichzeitig als Qualitätsnachweis nutzen. Aber Prozessoptimierungslösungen allein sind natürlich kein Allheilmittel. Sie erfordern auch einen gewissen Willen zur Veränderung: Unternehmen müssen ihre bisherigen Abläufe aktiv überdenken, Verbesserungspotenzial identifizieren und genau da dann ansetzen. Es ist aber auch eine Frage der Investition. Lohnen sich Prozessoptimierungslösungen wirklich für jedes Unternehmen, egal welcher Größe? Weller: Definitiv. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass sich die Kosten und der Aufwand, die die Dr. Stephan Weller, Leiter Softwareprodukte bei der Joseph Vögele AG, erklärt, wie Unternehmen von Prozessoptimierungslösungen profitieren und welche Lösung sich für welche Anforderungen eignet. Anschaffung mit sich bringen, schon nach wenigen Baustellentagen amortisieren. Bauunternehmen, aber auch andere involvierte Akteure wie Mischanlagen profitieren dann ziemlich zeitnah von den Qualitätsverbesserungen, den Effizienzsteigerungen und der höheren Transparenz. Abgesehen davon ist Prozessoptimierung häufig schon Pflicht: Es gibt zahlreiche öffentliche Ausschreibungen, die eine Prozessdokumentation oder sogar eine dynamische Logistik- und Maschinensteuerung verlangen. Die Digitalisierung hat auch im Straßenbau richtig Fahrt aufgenommen – wer jetzt aufspringt, hat noch die Möglichkeit, neue Abläufe in Ruhe einzuführen und anzupassen. Gerade bei Unternehmen, die vorwiegend mittlere oder kleinere Baumaßnahmen umsetzen, fehlt aber oft die Bereitschaft, Prozessoptimierungslösungen einzusetzen beziehungsweise sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Woran kann das Ihrer Ansicht nach liegen? Weller: Einige Bauunternehmen glauben, dass die Einführung solcher Lösungen mit einem großen Aufwand einhergeht, oder sie sehen bei ihren bisherigen Baustellen noch keinen Bedarf für eine aktive Prozessoptimierung. Deshalb bieten wir unseren Kunden drei unterschiedlich umfangreiche Lösungen an: Mit dem RoadScan- System lässt sich die Einbautemperatur flächendeckend überwachen und dokumentieren. Wer darüber hinaus zusätzliche Maschinen- und Prozessdaten erfassen und auswerten möchte, Lieferscheine scannen und automatisch Baustellenreports versenden will, kann unser App-basiertes System WITOS Paving Docu nutzen. Dabei werden die Daten direkt online auf den Server übertragen. Das System eignet sich vor allem für kleinere und mittlere Baustellen beziehungsweise für Unternehmen, die ihre Baustellen wie bisher weiterplanen, aber digital und automatisiert dokumentieren wollen. Mit der großen Lösung WITOS Paving Plus lassen sich demgegenüber sämtliche Prozesse von der Mischanlage bis zum Einbau in Echtzeit planen, koordinieren und aktiv optimieren. WITOS Paving Plus eignet sich also für große Baustellen, WITOS Paving Docu für kleinere Baustellen? Weller: Nein, nicht zwangsläufig. Es kommt darauf an, welche Daten ich am Ende erhalten und wie aktiv ich in den Bauprozess eingreifen 4|2020
Technik 25 möchte. Selbst bei einer größeren Baustelle reicht mir unter Umständen eine reine Dokumentation. Umgekehrt will vielleicht ein Unternehmen, das viele kleine Baustellen betreut, die Abläufe in Echtzeit überwachen und notfalls gegensteuern können. Denn ob ich nun 500 oder 5.000 m einbaue – Fertigerstopps bedeuten immer Stillstand und Verzögerungen, und damit ein zusätzliches Qualitätsrisiko und mehr Kosten. Ein anderes Argument ist auch die Planung: Viele Unternehmen möchten, dass sämtliche Baustellen vorab digital und so exakt wie möglich geplant werden, um am Ende beispielsweise Soll- und Istwerte abzugleichen. Es ist also nicht unbedingt eine Frage der Größe, sondern eher eine Frage der Herangehensweise und der Anforderungen. Welche Daten möchte ich selbst erhalten, zum Beispiel um meine Prozesse zu überwachen und zu verbessern? Welche Erwartungen hat mein Auftraggeber? Das sind die Fragen, die sich Unternehmen stellen, bevor sie sich für die oder andere Lösung entscheiden. Und was ist, wenn die Unternehmen Baustellen mit unterschiedlichen Anforderungen haben? Weller: Wer mit der großen Lösung WITOS Paving Plus startet, muss natürlich nicht bei jeder Baustelle den vollständigen Umfang nutzen – sondern kann je nach Bedarf auch nur die WITOS Paving Docu App nutzen. Umgekehrt können Unternehmen, die sich mit RoadScan „Die Digitalisierung hat auch im Straßenbau richtig Fahrt aufgenommen.“ oder WITOS Paving Docu zunächst ganz langsam an Softwarelösungen herantasten möchten, problemlos auf WITOS Paving Plus upgraden. Das ist ganz unkompliziert, weil alle Daten – egal ob Bauunternehmen den RoadScan, WITOS Paving Docu oder WITOS Paving Plus nutzen – in einer Anwendung und Datenbank organisiert sind. Wenn Kunden zwischen den drei Lösungen wechseln, müssen also keine Daten transferiert werden. Außerdem müssen sie keine neue Auswertungssoftware erlernen. Noch mal zurück zur Planung: Im Straßenbau ergeben sich immer wieder Störungen oder kurzfristige Änderungen. Ein idealer Prozess von der perfekten Planung bis hin zur Ausführung ist nicht immer gegeben. Ist eine komplexe Lösung wie WITOS Paving Plus da nicht zu unflexibel? Weller: Nein. Gerade bei größeren Baustellen ist eine exakte Planung natürlich unbedingt empfehlenswert. Muss aber aus irgendwelchen Gründen kurz vor Beginn einer Baustelle neu geplant werden, gibt es bei WITOS Paving Plus die Möglichkeit der sogenannten Ad-hoc-Planung. Mit dieser Funktion kann der Polier die Baustelle über den Baustellen-PC komplett vor Ort planen. Zwar ist die Planung nicht ganz so detailliert, dennoch haben Unternehmen auf diese Weise die Möglichkeit, WITOS Paving Plus auch bei spontanen Einsätzen schnell und unkompliziert zu nutzen. So kann unter anderem auch die Mischanlage bei kurzfristigen Einsätzen eingebunden werden. Wie begleitet Vögele seine Kunden denn konkret bei der Einführung und Umsetzung? Schließlich sind der Stand der Digitalisierung und die jeweiligen Anforderungen von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Weller: Das ist richtig. Manche Unternehmen haben schon eine genaue Vorstellung oder nutzen bereits diverse digitale Lösungen, für andere ist die softwarebasierte Prozessoptimierung noch komplettes Neuland. Deshalb bieten wir zusammen mit unseren Vertriebsund Servicepartnern für alle am Bauprozess Beteiligten entsprechende Schulungen an. Dabei richtet sich der Umfang nach den Vorkenntnissen. Außerdem begleiten wir unsere Kunden in der Regel bei ihrem ersten Einsatz mit WITOS Paving. Das ist am effektivsten, weil sich viele Fragen erst während des eigentlichen Bauprozesses ergeben. Aber auch danach stehen wir natürlich bei Fragen zur Verfügung und nutzen das Feedback, um unsere Lösungen weiterzuentwickeln. Selbstverständlich kann WITOS Paving nicht die Erfahrung und die Kompetenz der Einbaumannschaft ersetzen. Unser Ziel ist vielmehr, den Anwendern Informationen zu liefern, mit deren Hilfe sie dann faktenbasiert Entscheidungen treffen können. Letztendlich helfen wir mit unseren Lösungen also guten Einbauteams, noch besser zu werden. Vielen Dank für das Gespräch! Großes Potenzial für Straßenbau-Unternehmen: WITOS Paving Plus vernetzt alle am Bauprozess beteiligten Akteure und ermöglicht auch bei Störungen oder Planungsabweichungen eine exakte Koordination in Echtzeit. (Quelle: Vögele) 4|2020
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