38 Technik Topcon „Je genauer wir unten arbeiten, desto einfacher wird es oben.” Auf den Deutschen Asphalttagen 2020 erläuterte der Chief Marketing Officer von Topcon, Ulrich Hermanski, wie Sanierungsmaßnahmen im Zeitalter der Digitalisierung ablaufen. Der von Topcon entwickelte Prozess namens SmoothRide bringt viele Vorteile mit sich, die bereits erfolgreich in der Praxis bewiesen werden konnten. Schritt 1: Scannen Traditionellerweise nimmt der Vermesser unter hohem Zeitaufwand und Risiko den Ist-Zustand auf. „Die Punkte sind dabei in der Regel so weit gestreut, dass wir dazwischen völlig im Dunkeln stehen“, so Hermanski. Wo die Straße Schlaglöcher oder Wellen hat, erkennt man bei dieser Datendichte nicht. Zeit ist Geld. Und Sicherheit geht vor. Topcon geht darum mit dem RD-M1 einen anderen Weg. Das integrierte Gerät aus Scanner, GPS-Antenne und Verarbeitungssoftware wird einfach auf einen Pkw montiert. Ganz ohne Straßensperre kann sich das Auto mit bis zu 80 km/h bequem in den fließenden Verkehr einreihen und mit dem Scanner Aufnahmen in einer hohen Punktdichte erstellen, die alle notwendigen Details widerspiegelt. „Je schneller ich fahre“, erläutert Hermanski aus der Praxis, „desto größer sind die Abstände zwischen den Punkten. Also fahren wir in der Regel bis zu dreimal über eine Fläche – jeweils mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, um versetzte Profile zu bekommen, die sich gegenseitig ergänzen. Damit erhalten wir eine sehr dichte Punktwolke und entsprechende Genauigkeit für die Gesamtoberfläche.“ Die absolute Höhe ist bei diesem Verfahren irrelevant. Bei SmoothRide interessiert nur die relative Höhe im Vergleich zur vorhandenen Oberfläche – und die ist einfach innerhalb des Modells zu ermitteln. Schritt 2: Planen Die Straßenoberfläche, die Straßenachsen und Ränder lassen sich in diesem Prozess ideal erfassen und als 3D-Modell wirklichkeitsgetreu darstellen. „Auf Basis dieses Ist-Zustands machen wir dann einen virtuellen Plan, der vorgibt, auf welches Niveau unter der tatsächli- Ulrich Hermanski, Chief Marketing Officer von Topcon, erläutert, wie Sanierungsmaßnahmen im Zeitalter der Digitalisierung ablaufen. gal, ob wir in Zukunft autonom fahren „Eoder noch selbst lenken. Wir brauchen ebenflächige Straßen“, da ist sich Ulrich Hermanski sicher. Vor rund 400 interessierten Fachleuten erläuterte der Chief Marketing Officer von Topcon in seinem Vortrag auf den 20. Asphalttagen, wie sich dies mithilfe der Digitalisierung heute leichter, schneller und effizienter als je zuvor bewerkstelligen lässt. Muss eine Straßenoberfläche erneuert werden, ist das, so der Referent, prinzipiell in fünf Schritten zu bewerkstelligen: Scannen – Planen – Fräsen – Asphaltieren – Verdichten. Topcon bietet dafür die erforderliche Technologie an und nennt diesen digitalen Prozess Smooth- Ride. „Egal, ob wir in Zukunft autonom fahren oder noch selbst lenken. Wir brauchen ebenflächige Straßen“, so Ulrich Hermanski auf den 20. Asphalttagen. 2|2020
Technik 39 SmoothRide von Topcon im Einsatz, hier bei der Erneuerung der Rennstrecke Silverstone. chen Oberfläche gefräst werden soll“, erläutert Hermanski. „Hier können wir nun sehr einfach auch Veränderungen an den Rändern einplanen oder das Gefälle im Rahmen der vorhandenen Straße optimieren.“ Schritt 3: Fräsen „Egal, ob wir in Zukunft autonom fahren oder noch selbst lenken. Wir brauchen ebenflächige Straßen.“ Das neue 3D-Plan-Modell wird danach auf einen Rechner übertragen, der in der Straßenfräse installiert ist. Darüber hinaus sind die Maschinen noch mit GPS-Antennen und Ultraschall-Sensoren ausgestattet. „Uns geht es dabei aber, wie gesagt, nicht um die absolute Höhe. Darum ist die Höhe der Antenne für uns auch ohne Bedeutung“, so Hermanski. „Über die Ultraschallsensoren an der Maschine wissen wir, an welcher Position welche Frästiefe benötigt wird, um eine homogene, plane Fläche zu erhalten.“ Laut dem Topcon-Experten steckt hier auch der Kern des Smooth- Ride-Prozesses: „Wenn wir nun eine ideale, ebene Fläche erreicht haben, müssen wir nur noch die entsprechende Asphaltstärke aufbauen. Im Idealfall muss dafür dann der Folgeprozess nicht mal digitalisiert ablaufen, denn es muss ja nur noch eine gleichbleibende Aufbauhöhe gewährleistet werden. Oder kurz und knackig gesagt: je genauer unten gearbeitet wird, desto schneller und einfacher geht das oben.“ Der Experte weiß jedoch, dass nicht alle Projekte nach diesem Idealprinzip funktionieren. „Wenn wir auf einer Fläche unterschiedliche Anforderungen an die Frästiefe haben, wird das Ganze natürlich komplexer. Aber auch das können wir im Modell rechnen und dann mit den variablen Höhen arbeiten.“ Den Vorteil dieses Verfahrens sieht Hermanski vor allem auch in der Tatsache, dass es fast überall und 24/7 eingesetzt werden kann: „Egal, ob Autobahn, Rennstrecke, Flughafen – eben überall bis auf Tunnel, wo ein GPS leider nicht funktioniert.“ Hier greifen dann andere lokale Lösungen ein. Schritt 4 und 5: Asphaltieren und Verdichten Profis wissen: wenn Asphalt aufgebaut wird, erhält man beim Reproduzieren der Oberflächen immer wieder gleiche, leicht versetzte Wellen. Ulrich Hermanski erläuterte, dass mit dem flächendeckenden 3D-Modell 2|2020
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